Rückzugsgefechte um Paraquat bei Syngenta?
Unbeirrt vertreibt Syngenta das hochgiftige Unkrautvernichtungsmittel Paraquat unter dem Markennamen Gramoxone. Trotz jahrzehntelanger Proteste ist keine Änderung in Sicht. Nach Chiquita will nun auch der Agrarkonzern Dole freiwillig auf die Anwendung von Paraquat verzichten. Der Beweis, dass es auch ohne geht, ist schon längst erbracht. Verschweigt Syngenta, dass sie ein Ersatzprodukt in der Pipeline haben?
Wiederholt kritisierte ACTARES bei Syngenta das veraltete und hoch gefährliche Herbizid (Unkrautvernichtungsmittel) Gramoxone. Mit Hochglanzbroschüren und äusserst freundlichem Empfang versuchte Syngenta sich zu rechtfertigen und das Mittel zu verharmlosen. Die Tatsachen sprechen aber eine andere Sprache. Arbeiterinnen und Bauern, die regelmässig mit Paraquat in Kontakt kommen, haben häufig mit ernsthaften Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Die hohe Giftigkeit von Paraquat, zu dem kein Gegenmittel existiert, führt immer wieder zu Todesfällen. Bei Kleinbauern kann für die sichere Aufbewahrung nicht garantiert werden, was zum Beispiel zu Vergiftungen bei Kindern führt. Zudem wird Paraquat immer wieder als Selbstmordmittel gebraucht.
Kein Musikgehör
Trotz jahrzehntelanger Kritik an diesen unhaltbaren Zuständen hat sich Syngenta bisher um keinen Millimeter bewegt. Die Antwort hiess stets, bei korrekter Anwendung könne Gramoxone sicher verwendet werden. Nie gab Syngenta zu, dass diese korrekte Anwendung vielerorts in keiner Weise garantiert werden kann und dass hinter diesem Produkt ein geschätzter Umsatz von einer halben Milliarde Franken steht. Dafür scheint Syngenta viel Kritik in Kauf zu nehmen. Das Argument, bei einem Rückzug von Gramoxone würden nur unkontrollierte Nachahmerprodukte in die Bresche springen, ist scheinheilig. Wenn das massive Lobbying von Syngenta wegfällt, wird Paraquat bald in den meisten Ländern verboten sein.
Der Spielraum wird enger
Schon seit Jahren verzichtet Chiquita ganz auf die Anwendung von Paraquat und vor kurzem hat sich auch Dole, der weltweit wichtigste Anbieter von Obst, Gemüse und Schnittblumen, für einen Verzicht entschieden. In der Folge kommen Konkurrenten wie zum Beispiel Del Monte in Zugzwang. Auf Palmöl-, Bananen-, und Kaffeeplantagen wurde erfolgreich ganz auf Herbizide verzichtet. Der Beweis ist schon längst erbracht, dass es auch so geht. Mehrere Staaten, darunter auch einige Entwicklungsländer, haben Paraquat verboten oder dessen Anwendung stark eingeschränkt. In der Schweiz ist das Mittel nicht zugelassen. Die Zulassung in der EU, die nur durch intensives Lobbying von Syngenta knapp zustande kam, wurde vor kurzem durch das zweithöchste EU-Gericht wieder annulliert. Syngenta kündigte darauf an, eine erneute Zulassung zu beantragen. Der Umsatz in Europa ist zwar am Sinken und gesamthaft eher unbedeutend, die Nichtzulassung in der EU könnte aber ein für Syngenta «falsches» Signal aussenden.
Alternativen in der Pipeline?
Die wiederholte Forderung von ACTARES, Syngenta solle doch endlich ein harmloseres Ersatzprodukt entwickeln und das über 40-jährige, völlig veraltete Gramoxone aufgeben, wurde von Syngenta immer strikt abgelehnt oder ignoriert. ACTARES hat jedoch gute Gründe zu denken, dass Syngenta sehr wohl an Ersatzprodukten arbeitet. Syngenta will diese Information aber nicht veröffentlichen, weil dann alle Argumente zur Beibehaltung von Paraquat hinfällig würden. Die fehlende Einsicht von Syngenta bezahlen Tausende von AnwenderInnen im Süden mit ihrer Gesundheit und das Image des Agrarkonzerns nimmt weiteren Schaden.